Aufgabe 2
Henschel führt das folgende Phrasempaar unter partieller Äquivalenz an: olíznout všech deset – sich alle zehn Finger nach etw. lecken. Informieren Sie sich in einem einsprachigen (phraseologischen) Wörterbuch des Deutschen über die Bedeutung des deutschen Phraseologismus und vergleichen Sie sie damit, was Sie mit dem tschechischen Phraseologismus assoziieren. Zu welchem Schluss sind Sie gekommen?
Lösung
Sich alle zehn Finger nach etw. lecken bedeutet ‚auf etw. begierig sein, etw. unbedingt haben wollen’. Im Duden 11 finden wir folgenden Beleg: Hast du das schöne Fresco bemerkt? ... Unser Oberlehrer, wenn er das sehen könnte, er würde sich alle zehn Finger lecken.
Olíznout všech deset/moct si všech deset/pět oblíznout n. olíznout všech deset/pět umschreibt man im Wörterbuch der tschechischen Phraseologie und Idiomatik mit ‚mít slušné štěstí a důvod být spokojený’ (SČFI, Výrazy slovesné, 1. díl, S. 454). Vergleicht man die Bedeutungen beider Phraseologismen, stellt man fest, dass sie sehr unterschiedlich sind, man kann die Wendungen deshalb auf keinen Fall als semantisch äquivalent bezeichnen. Die formale Teilkongruenz erweckt jedoch den trügerischen Eindruck, als könnte es sich um Redewendungen mit gleicher Bedeutung handeln. Unserer Meinung nach liegt hier nicht ein Fall der partiellen Äquivalenz vor, sondern es handelt sich um sog. falsche Freunde.