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Aufgabe 3
Sehen Sie sich noch einmal unter dem Aspekt der phraseologischen Äquivalenz diese Anekdoten an und überlegen Sie, ob sie ins Tschechische übersetzbar sind.
Der Schriftsteller Paul Heyse (1830 – 1914) stand einmal in einer überfüllten Straßenbahn. Ein junger Mann trat ihm auf den Fuß und blieb darauf stehen. Heyse klopfte diesem auf die Schulter und fragte: „Sagen Sie, junger Freund, wie alt sind Sie denn?” Der junge Mann schaute den Dichter zuerst groß an und antwortete dann: „Zwanzig Jahre.” Da lächelte Heyse und sagte: „Das dachte ich mir. Aber ich meine, Sie könnten in diesem Alter schon auf eigenen Füßen stehen.”
Zur Musik hatte Sauerbruch (Chirurg, 1875 – 1951) von früh auf ein inniges Verhältnis. Schon als Kind bekam er von seinem Großvater eine Geige geschenkt; später schaffte er sich eine Trompete an, auf der er leidenschaftlich die verschiedensten Weisen schmetterte. Bei geselligen Zusammenkünften produzierte er sich oftmals auch als Sänger oder stieg als Dirigent aufs Podium. Als man bei einer Gesellschaft seine Vielsei-tigkeit rühmte, fügte ein Kollege trocken hinzu: „Nicht zu vergessen, dass er den Studenten die Flötentöne beibringt und seinen Assistenten mitunter den Marsch bläst.”
Ein Statthalter, der dem Tiberius eine Erhöhung der Steuern vorgeschlagen hatte, erhielt zur Antwort: „Ein guter Hirte schert seine Schafe, aber nur ein schlechter zieht ihnen das Fell über die Ohren.
(Aus: Wotjak, B./Richter, M. (1997): Sage und schreibe: deutsche Phraseologismen in Theorie und Praxis. S. 71-72.)
Lösung
Die erste Anekdote ist auf Grund eines volläquivalenten Phraseologismus stát na vlastních nohách problemlos ins Tschechische übersetzbar. Da bei der zweiten Anekdote volläquivalente, sprich: nicht nur semantisch äquivalente, sondern auch formal kongruente Phraseologismen im Tschechischen fehlen, würde bei einer Übersetzung der witzige Effekt verloren gehen (jmdm. die Flötentöne beibringen/jmdm. den Marsch blasen = dávat nìkomu kapky, udìlat nìkomu tanec). Die tschechischen Phraseme stellen nicht den gewünschten Bezug zum Bereich „Musik“ dar. Eine harte Übersetzungsnuss ist ebenfalls die dritte Anekdote. Jmdm. das Fell über die Ohren ziehen heißt ‚jmdn. betrügen, ausbeuten, stark übervorteilen‘. In der Anekdote steht das Ausbeuten im Vordergrund. Ein bedeutungsnaher tschechischer Phraseologismus lautet sedøít z nìkoho kùži, wörtlich im Deutschen ‚von jmdm. die Haut abschürfen‘. Das Bild verliert im Tschechischen die Aussagekraft des deutschen Phraseologismus, deshalb kann die satirische Wirkung nicht gewährleistet werden.
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